Am 10.03.1943 wird eine Großzahl an Sinti und Roma, basierend auf dem Erlass des Reichssicherheitshauptamtes vom 29.01.1943, in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. In Auschwitz-Birkenau existiert zu diesem Zeitpunkt ein gesondertes „Zigeunerlager“, in welches „Zigeunermischlinge“, „Rom-Zigeuner“ und „balkanische Zigeuner“ auf Anweisung Heinrich Himmlers eingeliefert und ermordet werden sollen. So sollte die „Zigeunerfrage“ endgültig gelöst werden.
Josephine Schultz ist alleinerziehende Mutter von zwei minderjährigen Kindern, als sie deportiert werden. Heinz Schultz war zu dem Zeitpunkt gerade einmal zwei Jahre alt. Sein Name taucht laut den vorliegenden Dokumenten lediglich in der Transportliste der Stadt Hamburg auf, danach verliert sich die Spur. Aufgrund seines Alters kann davon ausgegangen werden, dass die Strapazen des Transports und die menschenverachtende Behandlung zu seinem frühen Tod geführt haben.
Über den Zeitpunkt von Josephine Schultz' Tod kann ebenfalls nur spekuliert werden. Lediglich ein negatives Diphtherie-Testergebnis vom 24.09.1943 lässt darauf schließen, dass sie nach ihrem jüngeren Sohn verstorben ist.
Adolf Schultz hingegen überlebte. Inhaftiert mit der Häftlingsnummer Z3264, erkrankte er kurz nach seiner Ankunft am 30.04.
Knapp ein Jahr später wurde er nach Buchenwald weiterdeportiert. Bei der Einlieferung trug er an/bei sich:
- Mütze
- Rock
- zwei Hosen
- Oberhemd
- Gummistiefel
1944 kam er in das KZ Flossenbürg und wurde schließlich vom Außenlager Johanngeorgenstadt aus im Februar 1945 entlassen. Unklar ist, wie es zu einer erneuten Festnahme kam, denn seine letzte Station vor der Befreiung ist Theresienstadt.
Mithilfe eines Anwalts stellt er im Jahre 1958 eine Anfrage an den Internationalen Suchdienst in Arolsen, um herauszufinden, ob sein Stiefbruder Heinz Wiegand die Haft überlebt hat.
Mit dem Verweis auf einen fehlenden Todesnachweis kann für Heinz Wiegand keine Sterbeurkunde ausgestellt werden.
Der Grabstein von Josephine Schultz liegt heute auf dem Friedhof Tonndorf, vor der Kriegsgräberstätte für die Bombenopfer der Angriffe von 1943.
[1] Hamburger Nachrichten - 1930-06-25 - State and University Library Hamburg Carl von Ossietzky, Germany - Public Domain.
www.europeana.eu/de/item/9200338/BibliographicResource_3000117632892
[2] ebd.
[3] Hamburger Nachrichten - 1938-12-15 - State and University Library Hamburg Carl von Ossietzky, Germany - Public Domain.
www.europeana.eu/de/item/9200338/BibliographicResource_3000119003378
Weitere Quellen:
www.geschichtswerkstatt-wandsbek.de/lexikon-wandsbek/
www.deutschlandfunk.de/vor-75-jahren-erlassen-das-dekret-zur-deportation-der-sinti-100.html
Alle uns vorliegenden Dokumente aus den erwähnten Konzentrationslagern wurden durch die Arolsen Archives bereitgestellt. Einige Dokumente stammen aus dem Archiv des staatlichen Museums in Auschwitz oder der KZ-Gedenkstätte Dachau.