Meldungen aus dem Landesverband Hamburg
Meldungen aus dem Landesverband Hamburg

Projekt Ilandkoppel

Heute möchten wir Ihnen ein ganz besonderes Projekt unseres Landesverbandes vorstellen

Jüdischer Friedhof Ilandkoppel

Der jüdische Friedhof Ilandkoppel in Hamburg ist ein besonderer Ort. 

Das heute etwa 12 Hektar große Areal stammt aus einer Zeit, als die jüdische Gemeinde Hamburg mit rund 20.000 Mitgliedern zu den größten jüdischen Gemeinden in Deutschland zählte. 1883 wurde der Friedhof eröffnet. Auf seinem Gelände befinden sich unter anderem eine große Trauerhalle und ein Mahnmal für die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordeten Jüdinnen und Juden. 

Es ist heute der einzige Friedhof in Hamburg, auf dem Menschen nach jüdischem Ritus bestattet werden. Der Friedhof hat die Zeit des Nationalsozialismus recht gut überstanden, doch in den folgenden Jahrzehnten begann ein schrittweiser Verfall. 

Die erste Projektidee

Nach einem Besuch unseres Landesgeschäftsführers Dr. Christian Lübcke entstand 2020 eine Projektidee, die schon im darauffolgenden Jahr in die Tat umgesetzt werden konnte. 

Der für den Friedhof verantwortliche Verein der jüdischen Gemeinde, Chewra Kadischa Hamburg e.V., der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in Hamburg und das Landeskommando der Bundeswehr in Hamburg verabredeten eine gemeinsame Kooperation. Im vergangenen Jahr schloss sich die Akademie der Polizei Hamburg dem Projekt an. 

Am Vormittag wird unter sorgsamer Anleitung von Friedhofsmitarbeitenden das Areal des Friedhofs gepflegt, Gestrüpp und Laub werden entfernt, Grabsteine freigelegt und gereinigt und verblasste Schriftzüge behutsam nachgemalt. Nach einem gemeinsamen, koscheren Mittagessen startet die politische Bildung. Es gibt keine Vorträge, sondern eine Mischung aus Lehrgespräch und offenem Dialog zwischen Gemeindemitgliedern, Rabbinern und den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Der Austausch miteinander steht im Vordergrund. 

Eine weitere Projektidee

In den letzten Jahren wurden im Rahmen dieses Projektes auf dem Friedhofsgelände in unterschiedlichen Arealen Grabstätten von Holocaust-Opfern freigelegt. Über die Jahrzehnte seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gerieten diese unter Moos und Laub in Vergessenheit. 

Mithilfe der freiwilligen Helferinnen und Helfer konnten die Grabsteine wieder an die Oberfläche geholt und gereinigt werden. Die Grabsteine weisen gemeinsame Charakteristika, wie etwa ihre einheitliche Form und die Verwendung eines einfachen Materials, auf. Zudem geben sie, anders als andere Grabsteine auf dem Friedhof, lediglich Auskunft über die Namen und das Sterbe- bzw. Beerdigungsdatum der Verstorbenen.

Eine weitere Projektidee entstand. 

Einzelschicksale sichtbar machen

Die unschuldigen Opfer des Krieges und ihre individuellen Lebensgeschichten dürfen nicht in Vergessenheit geraten. 

Mit dem Beginn ihres Praktikums beim Volksbund hat Frau Leutnant Haidy Stecklina im Sommer gemeinsam mit unserer Bildungsreferentin Eva Hartmann mit der Erschließung der Gräber begonnen. Mithilfe verschiedener Online-Datenbanken, darunter die Yad Vashem Datenbank, die Arolsen Archives und Ancestry, recherchierte Frau Stecklina zu den Biografien der Opfer und erforschte die einzelnen Schicksale. Ein wichtiger erster Schritt, um den ermordeten Jüdinnen und Juden eine Stimme zu geben. 

In den nächsten Arbeitsschritten gilt es, die gesammelten Informationen aufzubereiten. Das langfristige Ziel des Volksbundes ist es, die Einzelschicksale fassbar zu machen und, vor allem für junge Menschen, in die Bildungsarbeit einfließen zu lassen. 

So können für die Zukunft neue Wege der Erinnerungskultur und des Gedenkens zugänglich gemacht werden. Mittels Friedensbildung wird aktiv gegen das Vergessen gearbeitet.