Ende Juli bis Anfang August 1943 erlebte die Hamburger Bevölkerung in den Nächten des „Hamburger Feuersturms“ den Höhepunkt der Bombardierung der Stadt durch die Alliierten – eine unvorstellbare, entsetzliche Kriegshölle. Die für die Hansestadt und ihre Menschen bisher größte Katastrophe war die Folge der nationalsozialistischen Herrschaft. Diese historischen Ereignisse im Zweiten Weltkrieg können kein Fest begründen. Die Bezeichnung „Friedensfest“ erklärt sich anders.
Gefeiert wird die Befreiung vom Nationalsozialismus, die nur durch das militärische Eingreifen einschließlich zahlloser Opfer möglich wurde. Es ist ein Bekenntnis zu den heute geltenden demokratischen Werten, insbesondere der Anerkennung der Würde des Menschen. Werte, die das damalige NS-Regime verachtete und permanent missachtete.
Rechtsradikale haben zwischen 2003 und 2008 bei den Gräbern der Bombenopfer diffamierende Kundgebungen veranstaltet und versucht, die nationalsozialistischen Verbrechen zu relativieren. Sie nutzen dazu die sommerlichen Jahrestage der Bombennächte. Daraufhin bildete sich das „Bündnis Ohlsdorfer Friedensfest“, das mit dem Friedensfest seit Sommer 2009 durch Präsenz und konstruktiven Gegenentwurf diesen Versuchen der Umdeutung der Geschichte entgegentritt, ebenfalls zu den Jahrestagen der „Operation Gomorrha“ am Mahnmal auf der Begräbnisstätte der Bombenopfer auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Dabei werden neue und auch unkonventionelle Formen des Gedenkens gesucht und erprobt, womit es ein Beispiel für aktives Friedenshandeln sein soll. Künstlerische Veranstaltungen, Darbietungen und Aktionen, Andachten und klassische Vortrags- und Präsentationsformate wechseln sich ab.
Das Bündnis Ohlsdorfer Friedensfest besteht derzeit aus elf Institutionen: der Arbeitskreis Kirchliche Gedenkstättenarbeit Neuengamme, der Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e.V., der Garten der Frauen e.V., Gegen Vergessen – für Demokratie e.V., die Hamburger Friedhöfe -AöR-, die Initiative Gedenkort Stadthaus, die Kirchengemeinden Mittleres Alstertal, Bramfeld und Steilshoop, Olmo e.V. - Verein für Kultur und Erinnerungsarbeit zwischen Ohlsdorf und Ochsenzoll, Ver.di Hamburg, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes e.V./Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten sowie der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Hamburg. Gemeinsam ist diesen Institutionen, dass sie Neonazi-Aktivitäten weder auf dem Friedhof noch andernorts dulden oder hinnehmen, dies nicht nur als Haltung verkünden, sondern sich öffentlich handelnd dagegen engagieren.